Keine Schnäppchen, aber schnell und mit Top-Displays
Uhr
Sven Schulz
Foto- und Videosoftware ist leistungshungrig und macht viele Laptops plötzlich langsam. Die Studio-Notebooks im Test laufen dagegen richtig schnell.
Studio-Notebook? Diese Bezeichnung hat sich Nvidia ausgedacht: Notebooks, die bestimmte Leistungskriterien erfüllen, dürfen als Studio-Notebook verkauft werden. Diese Geräte sollen dann genügend Power für Photoshop & Co. liefern – das klappt ziemlich gut, wie der Test von drei Notebooks zeigt, allerdings zu deftigen Preisen
Die besten Laptops
Studio-Notebooks: Viel Power vorgeschrieben
Zum Test traten an: Das Acer ConceptD 7, das
Asus Zenbook Pro Duound das Gigabyte Aero 15 OLED. Alle ziemlich gut ausgestattet, das Gigabyte erfüllt in der getesteten Variante allerdings nicht alle Bedingungen für ein Studio Notebook – siehe Absatz "Das muss drin sein". Das schaffen nur die größeren Modellvarianten, es ist aber etwa 1.000 Euro günstiger als die beiden noch besser ausgestatteten Konkurrenten.
Mehr Power als für die gewöhnliche tägliche Arbeit haben alle drei. Mit Büroprogrammen wie Excel oder Word langweilen sich die Sechs-Kern-Prozessoren (alle mit Core i7-9750H aus der
Coffee Lake-Serie) der drei Notebooks eher, hier holen alle eine Note mit einer eins vor dem Komma. Bei der Videobearbeitung gab es ebenfalls locker gute Noten bei den Tempomessungen. Aber Moment mal, das schaffen doch auch günstigere Notebooks? Ja, die volle Power der Testkandidaten lässt sich am besten mit angepasster Software nutzen, etwa den Programmen der Creative Cloud von Adobe wie
Adobe Photoshop CCoder Premiere Pro. Damit sind die drei Notebooks bis zu acht Mal schneller als ein Standard-Notebook wie das
Acer Aspire 5mit einem Core-i5-Prozessor. Besonders weit vorn liegt hier das ConceptD 7 dank extraviel Speicher (32 Gigabyte Arbeitsspeicher, schnelle SSD mit 954 Gigabyte).
Studio-Notebooks: Das muss drin sein
Damit sich ein Notebook Studio-Notebook nennen darf, muss es vier Kriterien erfüllen:
- Prozessor: Als Prozessor muss mindestens ein Core i7 drinstecken, in der besonders schnellen H-Variante mit sechs Rechenkernen.
- Grafikprozessor: Minimum ist ein Geforce RTX 2060. Teure Modelle kommen oft mit noch stärkeren Chips, etwa dem Quadro RTX 3000.
- Speicher: Viel Power nützt wenig ohne genügend Speicher. 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und eine SSD mit 512 Gigabyte sind Pflicht.
- Bildschirm: Ein Full-HD-Display reicht, die Studio-Notebooks im Test haben sogar 4K. Die Farben müssen bereits ab Werk kalibriert sein.
Studio-Notebooks: Auch zum Zocken gut
Neben einem dicken Prozessor stecken in allen drei Notebooks auch leistungsstarke Grafikchips – der dickste im ConceptD 7. Hier sorgt ein
Geforce RTX 2080 MaxQfür so viel Power, dass Spiele selbst in 4K noch flüssig über den Bildschirm laufen. Die Chips im Zenbook Pro Duo (Geforce RTX 2060) und Aero 15 OLED (Geforce GTX 1660 Ti) sind nicht ganz so stark, aber für 4K immer noch flott genug. Da brauchen auch leidenschaftliche Zocker kein Gaming-Notebook mehr.
Studio-Notebooks: Top-Bildschirme
Apropos 4K, das ist die Bildschirmauflösung (3840x2160 Pixel) bei allen drei Notebooks. Ebenfalls gleich: Die Bilddiagonale von 15,6 Zoll. Das Bild ist so schön groß und extrascharf. Asus und Gigabyte bauen vermutlich das gleiche Display ein – die Messwerte unterscheiden sich kaum. Beide Notebooks zeigen dank OLED-Technik ein extrem kontraststarkes und farbgenaues Bild. Besser geht es kaum. Ein wichtiger Unterschied zwischen Asus und Gigabyte: Nur das Zenbook Pro Duo hat einen per Stift bedienbaren Touchscreen, das Aero 15 OLED verzichtet darauf. Eine Besonderheit des Zenbook Pro Duo ist der Zweitbildschirm. Der steckt dort, wo sonst die Tastatur sitzt. Genauso breit wie das Hauptdisplay, aber nur halb so hoch und daher mit halb so viel Bildpunkten (3840x1100 Pixel). Beim Kontrast kann das ConceptD 7 nicht ganz mithalten, da es auf eine andere Display-Technik setzt. Das eingebaute IPS-Display schafft "nur" einen Kontrast von 1.359:1 statt 50.000:1 wie bei den OLEDs. Trotzdem ist das Acer-Display absolut top in der Bildqualität und hat den beiden OLED-Notebooks zwei Sachen voraus. Der leicht mattierte Bildschirm spiegelt weniger und arbeitet bei der Farbdarstellung besonders genau. Perfekt für Farbkorrekturen bei der Foto- oder Videobearbeitung.
Alle getesteten Laptops im Detail
Foto: iStock.com/polesnoy
Studio-Notebooks: Bei voller Power Lüfterlärm
Die Power-Chips in den Notebooks brauchen viel Strom, wenn sie gefordert werden: Der Prozessor schluckt bis zu 44 Watt, der stärkste Grafikchip (RTX 2080 MaxQ) kann sogar bis zu 90 Watt verbraten. Damit die Chips nicht den Hitzetod sterben, bauen die Hersteller aufwendige Kühlsysteme und große Lüfter ein. Im Normalbetrieb stört das kaum, nur beim Gigabyte arbeiten die Lüfter schon dann hörbar. Unter Last drehen die Lüfter dann mit 3 bis 4 Sone hörbar auf.
Ein weiterer Nachteil der leistungsstarken Chips (und der Top-Displays) ist der deutlich höhere Stromverbrauch. Trotz dicker Akkus mit bis zu 94 Wattstunden sind nur drei bis vier Stunden Akkulaufzeit drin und das auch nur beim Video gucken oder mit Office-Programmen. Wer die volle Power längere Zeit nutzen will, steckt besser das Netzteil an. Die Netzteile der Notebooks sind ganz schöne Brocken – kein Wunder, denn sie brauchen viel Kraft, um das Notebook zum Laufen zu bringen und nebenbei noch den Akku zu laden. Das macht sich beim Gewicht bemerkbar: Schon das leichteste Netzteil (Acer) wiegt fast 600 Gramm, das von Gigabyte noch einmal 270 Gramm mehr – etwa das drei- bis vierfache eines Standard-Netzteil. Bei den Notebooks selbst fällt der Gewichtsunterschied viel geringer aus: Acer und Gigabyte wiegen je 2,2 Kilogramm, das Asus ist wegen des eingebauten Zweitdisplays 300 Gramm schwerer.
Studio-Notebooks: Schöner tippen und klicken
Das Tippen längerer Texte macht bei allen drei Notebooks Freude. Dank Tastaturbeleuchtung auch in schummeriger Umgebung. Beim Asus sollte dann aber die mitgelieferte Handballenablage angesteckt sein, denn durch das Zweitdisplay sitzt die Tastatur nicht am oberen sondern am unteren Ende des Gehäuse (siehe Bild oben). Dadurch wandert auch das Touchpad an eine andere Stelle – es sitzt neben der Tastatur und dient auf Wunsch auch als Ziffernblock. Acer und Gigabyte haben dagegen konventionell angeordnete Eingabegeräte. Vorteil gegenüber Asus: Die Touchpads fallen größer aus und sitzen weiter in der Mitte unter der Leertaste. Das Aero 15 OLED nutzt die volle Breite und kann so einen Ziffernblock unterbringen.
Studio-Notebooks: Anschlussfreudig
Dass die Power-Notebooks etwas dicker ausfallen, hat einen angenehmen Nebeneffekt. So bleibt viel Platz für Anschlüsse. Ein
Extra-Bildschirm, Maus, eine USB-Festplatte zur Datensicherung und eine schnelle
externe SSDlassen sich so gleichzeitig anschließen. Bei Acer und Gigabyte geht es im Büro auch per Kabel ins Netzwerk, beim Zenbook Pro Duo muss WLAN reichen, dafür, wie beim Aero 15 OLED, mit extraschnellem WLAN-ax-Tempo, wenn ein passender WLAN-Router vorhanden ist.
Gratis & gut: 80 Programme für Notebooks/Laptops
Foto: COMPUTER BILD
Studio-Notebooks: Test-Fazit
Keine Schnäppchen, aber echte Top-Notebooks! Die beste Mischung bietet das Asus Zenbook Pro Duo 15, das sich den Test-Sieg holt. Das höchste Tempo bietet das Acer ConceptD 7. Wer nur ein schnelles Notebook mit Super-Display sucht und auf den Zusatz "Studio" verzichten kann, ist beim Gigabyte Aero 15 OLED richtig.